Wenn Kinder in der dritten Person sprechen: Ein Blick auf dieses faszinierende Phänomen
Hat Ihr Kind Sie schon einmal mit „Mia möchte jetzt spielen!“ überrascht, anstatt einfach „Ich möchte spielen!“ zu sagen? Dieses Sprechen in der dritten Person, bei dem Kinder ihren eigenen Namen verwenden, anstatt „ich“ oder „mir“, ist ein faszinierendes Phänomen, das bei vielen Eltern Fragen aufwirft.
Zunächst einmal: Keine Sorge, das Sprechen in der dritten Person ist in der Regel eine harmlose Phase in der Sprachentwicklung. Tatsächlich kann es sogar als ein Zeichen für eine fortschreitende Sprachentwicklung gedeutet werden. Kinder imitieren oft das, was sie um sich herum hören, und lernen so, Sprache zu verwenden. Wenn sie also häufig mit ihrem Namen angesprochen werden - „Paul, möchtest du noch etwas Saft?“ - kann es vorkommen, dass sie diesen Sprachgebrauch übernehmen.
Neben der reinen Imitation gibt es aber noch weitere mögliche Gründe für dieses Verhalten. Manche Kinder nutzen die dritte Person, um ihre eigene Identität und ihren Platz in der Welt zu erkunden. Indem sie über sich selbst in der dritten Person sprechen, können sie sich selbst sozusagen von außen betrachten und ein Gefühl für ihr eigenes „Ich“ entwickeln.
Auch emotionale Faktoren können eine Rolle spielen. In stressigen Situationen oder wenn Kinder besonders aufgeregt sind, kann das Sprechen in der dritten Person eine Möglichkeit sein, mit ihren Emotionen umzugehen. Indem sie sich selbst distanzieren, können sie ihre Gefühle besser regulieren.
In den meisten Fällen wächst sich das Sprechen in der dritten Person von selbst aus, sobald Kinder ein besseres Verständnis für Grammatik und Sprache entwickelt haben. Bis dahin können Eltern spielerisch darauf reagieren, indem sie die Aussagen des Kindes in der Ich-Form wiederholen: „Du möchtest jetzt spielen? Das klingt nach einer tollen Idee!“.
Vorteile des Sprechens in der dritten Person
Obwohl es zunächst ungewöhnlich erscheinen mag, kann das Sprechen in der dritten Person auch Vorteile für Kinder haben:
- Förderung der Selbstwahrnehmung: Durch das Sprechen über sich selbst in der dritten Person lernen Kinder, sich selbst als Individuen wahrzunehmen und ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu artikulieren.
- Sprachliche Kreativität: Diese Art zu sprechen kann als Ausdruck von sprachlicher Kreativität und Fantasie gesehen werden.
- Emotionsregulation: In emotional aufgeladenen Situationen kann das Sprechen in der dritten Person Kindern helfen, Abstand zu ihren Gefühlen zu gewinnen und diese besser zu verarbeiten.
Wann sollten Eltern sich Sorgen machen?
In den allermeisten Fällen ist das Sprechen in der dritten Person kein Grund zur Sorge. Wenn Ihr Kind jedoch über das Alter von vier Jahren hinaus weiterhin hauptsächlich in der dritten Person spricht, kann es sinnvoll sein, einen Kinderarzt oder Sprachtherapeuten zu konsultieren, um eventuelle Entwicklungsverzögerungen auszuschließen.
Tipps für Eltern
- Geduld und Akzeptanz: Versuchen Sie, geduldig zu sein und das Verhalten Ihres Kindes zu akzeptieren. Vermeiden Sie es, es zu kritisieren oder zu korrigieren.
- Sprachvorbild sein: Sprechen Sie selbst möglichst oft in der Ich-Form, um Ihrem Kind ein gutes Vorbild zu sein.
- Spielerisch korrigieren: Wiederholen Sie die Aussagen Ihres Kindes in der Ich-Form, ohne das Sprechen in der dritten Person explizit zu thematisieren.
- Professionelle Beratung: Wenn Sie sich Sorgen machen oder das Verhalten Ihres Kindes über einen längeren Zeitraum anhält, suchen Sie professionelle Hilfe bei einem Kinderarzt oder Sprachtherapeuten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Sprechen in der dritten Person bei Kindern in der Regel eine harmlose und vorübergehende Phase in der Sprachentwicklung darstellt. Es kann sogar als Zeichen für eine fortschreitende Sprachentwicklung und gesteigerte Selbstwahrnehmung gewertet werden. Eltern sollten geduldig und verständnisvoll reagieren und ihrem Kind ein gutes Sprachvorbild sein. Bei Unsicherheiten oder anhaltenden Bedenken ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
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